Freitag, 13. Februar 2015

Die 7. Woche neigt sich dem Ende entgegen

Mittlerweile bin ich seit knapp sieben Wochen in Indien - Zeit für einen neuen Statusbericht :).
Die letzten Wochen waren vor allen Dingen immer noch sehr viel stressiger, als ich es erwartet hätte. Unimäßig hab ich nun alles bis auf die zwei Kurse aus dem Computer Science Department aufgegeben. Aber selbst die haben es noch in sich vom Arbeitsaufwand. Momentan ist Lernzeit für die Zwischenklausuren und ich bin auch schon äußerst motiviert am Lernen...

Vor kurzem haben wir einen Ausflug in die Stadt gemacht, um Musikinstrumente zu kaufen. Ich war auf der Suche nach einer Violine. Da ich die Verhältnisse in der Stadt ja bereits kannte, hatte ich mir auch nicht allzu viel erwartet. Nach ca. zehnminütiger Tour, erst über die Hauptstraße (Ampeln gibt es nicht, Zebrastreifen teilweise schon, werden aber ignoriert), über einen Markt und an dessen Ende durch eine engere Seitengasse und dann hatten wir die Läden mit Musikinstrumenten erreicht. Und ich war doch erstaunt, denn die Musikgeschäfte heben sich gewaltig von dem Rest der Läden um sie herum ab. Schon von außen waren hochwertige Musikinstrumente zu sehen. Vier Violinen standen zur Auswahl: von Schrott bis unerwartet hochwertig (Hoffner Violine). Im Endeffekt habe ich mich für eine "Chinavioline" entschieden, die einen sehr guten Klang hat und auch einigermaßen gut verarbeitet ist (soweit man das als Anfänger einschätzen kann).

Violine aus China

Allerdings ist mir beim Stimmen nach wenigen Tagen schon die G-Saite gerissen. Also bin ich zusammen mit ein paar anderen Austauschstudenten wieder in der Stadt gewesen, um Nachschub an Saiten zu besorgen. Dreh- und Angelpunkt ist das Z-Square (gigantisches Einkaufszentrum). Bis dorthin fahren die motos. Das Einkaufszentrum ist allerdings noch mal von einer Mauer inkl. Sicherheitspersonal umgeben. Der Seiteneingang darf nicht benutzt werden. Wir hatten uns nichts dabei gedacht und der Kollege vom Sicherheitsdienst hatte kurz nicht aufgepasst. Er wollte uns gerade stoppen, als er wohl gesehen hat, dass wir weiß sind. Dann ist das Ganze wohl kein Problem - wir durften problemlos passieren. Innerhalb der Mauern habe ich dann auf einen Kumpel gewartet. Da mir das zu lange gedauert hatte, und es innerhalb der Mauern recht langweilig ist, bin ich auf die glorreiche Idee gekommen vor der Mauer zu warten. Nach acht Gruppenfotos mit indischen Fußgängern und einer neuen Handynummer (auf meine Frage, weshalb er meine Nummer haben wollte, antwortete der Kollege nur: "Friendship"...) bin ich dann schnell wieder hinter der Mauer gewesen. Die Saiten habe ich jedenfalls bekommen :-).

Allerdings fällt mir in der Stadt immer wieder eine Sache auf, die mich sehr verwundert und über die ich hier kurz berichten möchte. Kühe gelten in Indien als heilig. Wenn man kurz darüber nachdenkt, was man so alles mit Indien verbindet, dann ist sicherlich auch die "heilige Kuh" dabei. Was ich bis jetzt gesehen habe, ist, dass die Kuh lediglich toleriert wird. Die Realität sieht so aus, dass die Kühe sich mit den Hunden und Schweinen die Müllkippe als Futternapf und Schlafplatz teilt. Dementsprechend sehen die Kühe auch aus. Einem Hindu kann man natürlich kein Rindfleisch anbieten - keine Frage. Trotz alledem hatte ich mir da etwas mehr erwartet.
Soviel zu dem, was man selbst so sehen kann. Hinter den Kulissen gehen allerdings noch bei weitem heftigere Dinge ab (für den Interessierten Leser: Peta über die heilige Kuh). Gerade für Leder sind Kühe interessant und da gesunde Kühe nicht getötet werden dürfen in Indien, umgeht man das Ganze, indem sie absichtlich die Beine gebrochen bekommen oder Ähnliches. Kühe habe ich viele gesehen, auf "heilig" warte ich noch.

Ich habe auch eine neuen Mitbewohner in meinem Zimmer - allerdings mit vier Beinen. Lustiger Geselle, aber wird langsam frech:



Ansonsten habe ich mit meiner Gruppe beim Microsoft "code.fun.do" Marathon vom 30.01.-01.02. ein Spiel programmiert und den 2. Platz gemacht. Fast 50 Stunden kein Schlaf, dafür aber zwei Zertifikate von Microsoft, 4000 Rs Preisgeld und eine Menge Spaß :-).



Ab 22.02. geht es dann für knapp zwei Wochen auf Reise durch Rajasthan und Gujarat - vorausgesetzt der gesundheitliche Zustand lässt es zu. Mittlerweile bin ich bei der dritten Runde Antibiotika gegen Magen- und Darmprobleme. Die Ärzte hier hören sich kurz das Problem an und geben dann auf gut Glück Medikamente raus - irgendwas wird schon helfen. Ich kann nur hoffen, dass er diesmal etwas besser gewürfelt hat, als die Male zuvor.
Als Ursache für die Probleme kommt ggf. die Wasserfiltermaschine in meinem Hostel in Frage. Abends beim Essen mit den anderen Austauschstudenten wurde das Thema Wasser angeschnitten. Dabei wurde auch erwähnt, dass es in meinem Hostel eine Wasserfiltermaschine gibt die zwei Wasserhähne hat. Soviel wusste ich auch, denn da habe ich jeden Abend Wasser aufgefüllt. Was ich allerdings nicht wusste, ist, dass der linke gefiltertes Wasser gibt, der rechte allerdings nur ungefiltertes...und da dämmerte es mir langsam wieder...in dem Zeitraum, in dem meine Magenschmerzen angefangen haben, hatte ich ein einziges Mal gleichzeitig mit meinem Mitbewohner Wasser aufgefüllt...er links, weil es direkt am Eingang ist...ich ausnahmsweise mal rechts...Naja, so viel zu dieser Sache. Ich verzichte auf Wasser aus der Filtermaschine vorerst und melde mich nach meiner hoffentlich stattfindenden Reise wieder.