Mittwoch, 28. Januar 2015

Varanasi - Stadt der Götter

Im Folgenden berichte ich über meinen Ausflug nach Varanasi am verlängerten Wochenende vom 23.01.-26.01.2015 (Montag, der 26.01.2015 ist Republic Day gewesen). Ganz unten, am Ende der Seite, habe ich eine Karte hinzugefügt, auf der ich von nun an alle Ausflugsziele inklusive einiger Bilder eintragen werde. So kann man sich ein gutes Bild darüber machen, wo mich meine Reisen durch Indien hingeführt haben. Auf der rechten Seite gibt es nun einen Währungsumrechner, da ich meine aufgeführten Umrechnungen im Blog nur sehr grob mache und der Kurs sich sowieso ständig ändert.

1. Tag: Hinfahrt, Ankunft und erster Ausflug an den Ghats
Varanasi (bzw. Benares) ist Ziel meines Ausfluges vom 23.01.-26.01.2015 gewesen. Zusammen mit drei weiteren Austauschstudenten und einem indischen Mitstudenten namens Vinay ging es Freitag Nachmittag los mit dem Tuk Tuk (motorisierte Rikscha) und dem moto (kleinere Version des Tuk Tuks). An der Busstation in Kanpur angekommen erzählt man uns, dass die Fahrpläne im Internet für die Busse nicht aktuell seien und unser Ticket in dem gebuchten Bus sowieso nicht gelte. Dank Vinay haben wir dort allerdings doch noch einen Bus gefunden, der unsere Tickets akzeptiert und ein paar Stunden später losgefahren ist und dafür aber sogar schneller ist, als der eigentlich geplante Bus - alles gut. An dieser Stelle hätte man sich ggf. schon den Entschluss setzen können, keine Bustickets mehr online zu buchen...
Da genügend Zeit zur Hand war, sind wir die wenigen Kilometer durch die Stadt zum Bahnhof in Kanpur gelaufen und haben uns da ein wenig umgesehen. Gleich am Eingang wurden wir von sehr unsympathischen Affen begrüßt. Vinay, der es eigentlich besser wissen müsste, hatte zuvor drei Bananen gekauft, die er immer noch in der Hand hielt - keine gute Idee. Da die Affen ziemlich aggressiv zu sein scheinen, wenn es ums Essen geht, und man sich mit einem größeren Affen nicht unbedingt anlegen sollte, waren die Bananen weg...Ansonsten waren wir die Hauptattraktion im Bahnhof. Die Inder standen in Schaaren um uns herum. Dabei kennen sie auch keinen Mindestabstand. Da kam es schon mal vor, dass auf einmal einer mitten in unserem gebildeten Kreis stand und abgecheckt hat, was man gerade so auf dem Handy tippt. Nach kurzem Aufenthalt dann im Bahnhof ging es zurück zur Bushaltestelle. Vinay hat seine Bananen aufgefüllt und im Bus dann gleich wieder verloren - an eine Bettlerin kurz vor Abfahrt im Bus. Um den Verlust auszugleichen, hat er dann einen Großteil meiner Erdnüsse ergaunert :). 
Die Busfahrt ging über ca. 8 Stunden. Die Schlaglöcher waren gigantisch, der Busfahrer schlecht und die Federungen in den Bussen der Regierung praktisch kaum vorhanden. So kam es dann teilweise vor, dass man 15-20 cm vom Sitz abgehoben ist. So ein Fall auf einen wenig gepolsterten Sitz, während man gerade eingedöst war (schlafen war selbstverständlich unmöglich), ist eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Ansonsten war der Bus dauerhaft am Wackeln. Man hat also praktisch 8 Stunden auf einer Waschmaschine gesessen. Trotzdem hat es irgendwie Spaß gemacht - ich war allerdings als einziger dieser Meinung.
Nach Ankunft in Varanasi Samstag morgens um 4:30 Uhr, haben wir via Smartphone ein Hostel in der Nähe der Ghats (Erklärung zu Ghats folgt weiter unten) gesucht und uns gleich auf den Weg gemacht. Ziel: Shivala Hostel (expliziter Name des Hostels folgt noch). Kakerlaken gab es keine, dafür ein Gecko im Zimmer. Ein Loch in der Tür zum Balkon (s. Bild), dafür aber ein eigenes Badezimmer. Im Preis inbegriffen war warmes Wasser für die Dusche. Im Endeffekt gab es aber weder warmes Wasser, noch hat die Dusche funktioniert - egal, war nicht weiter wichtig.

Doppelzimmer im Hostel: 175 Rs (etwas mehr als 2€) die Nacht

Die Ghats sind Treppen, die zum Ufer des Ganges führen und kilometerlang an ebendiesem entlang führen. Es gibt fast 100 Stück davon entlang des Westufers des Ganges in Varanasi. Die Ghats führen zum Ganges, damit die Leute dort Baden oder religiöse Zeremonien ausführen können. Überhaupt ist in der Stadt alles von Religionen geprägt. Unzählige Tempel und Gläubiger laufen einem über den Weg. Unser Hostel lag an dem Shivala Ghat - eines der südlichsten Ghats in Varanasi. Ohne zu Schlafen ging es dann herunter zu den Ghats und über diese dann für ca. 3 Kilometer bis zum Manikarnika Ghat. Auf dem Weg dorthin wurden wir alle 10 Meter gefragt, ob wir mit einem Boot auf den Ganges hinaus wollen. Die Phrasen waren dabei sehr abwechslungsreich ("Mr. Boat, Sir", "Sir, Boat, Mr?", "Mr...Boat? Sir!"...). Das Englisch reicht dabei gerade aus, um Leute abzocken zu können. Nach einigen kurzen Aufenthalten an größeren Ghats sind wir dann am Manikarnika Ghat angekommen. Hier werden die Leichen der Toten verbrannt und die Asche danach in den Ganges geworfen. Das soll dem hinduistischen Glauben nach die Verstorbenen reinigen bzw. läutern. Ein Inder, der seiner Aussage nach im Hospiz arbeitet und erstaunlich gut englisch sprach, hat sich als "Guide" aufgedrängt und, ohne das wir es wollten, uns einige Details zu der Verbrennungszeremonie erzählt. Eine solche Verbrennung können sich demnach nur reichere Inder leisten, für die Armen im Hospiz sammle er. Bilder habe ich davon selbstverständlich keine gemacht, da auch die Angehörigen während der Verbrennung anwesend sind. Allerdings gibt es genügend Touristen, die keinerlei Anstand besitzen (so ziemlich alle). Interessant anzuschauen war es allerdings trotzdem.

Sonnenaufgang am Ganges

Morgens am Ganges

Danach ging es zurück zum Shivala Ghat und in die Stadt zum Essen. Nach kurzer Rücksprache mit einigen Bewohnern Varanasis wurden wir in ein "Restaurant" geschickt. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass es dort nur ein Gericht für 20 Rs (keine 50 cent) gab: Reis, Dal (Linsen), irgendwas und noch irgendwas - Brei, der nicht zu identifizieren war. In Wirklichkeit essen dort Leute, die sich kein Essen woanders leisten können. Die benutzten Tablette mussten selbst sauber gemacht werden. In einem Gefäß mit Wasser, in dem wohl irgendwann mal Seife drin war, konnte man sich bedienen, um das fettige Tablett sauber zu machen. Lecker :).
Nach der Mahlzeit sind wir zum Ramnagar Fort & Museum aufgebrochen. Ein ehemaliges Zuhause eines Maharadschas von Varanasi, im Inneren umfunktioniert als Museum mit allerlei Sammlerstücken des Maharadschas (u.a. Autos und Bilder). Die Fahrt dorthin im moto war ein kleines Abenteuer für sich. Bei den Schlaglöchern war ich mir einige Male sicher, dass wir umkippen würden. Außerdem ging es über eine Art provisorische Panzerbrücke über den Ganges. Das Museum war ganz interessant, aber eigentlich nicht der Rede wert. Der Ausblick zum Ganges hin war allerdings ganz nett.

Ausblick zum Ganges vom Ramnagar Fort & Museum

Nach einem weiteren Essen, diesmal in etwas, dass man "Restaurant" nennen konnte, aber keinesfalls besser als die Kantine am IIT Kanpur war, ging es dann noch ein Mal zu den Ghats, um doch noch eine Bootstour in Anspruch zu nehmen. Für 120 Rs (etwas weniger als 2€) pro Person ging es entlang des Weges, den wir am Morgen bereits zu Fuß gegangen waren. Anstatt allerdings noch etwas weiter zu fahren, blieben wir an einem der größeren Ghats stehen, wo gerade eine Zeremonie stattfand. Leider waren wir die Ersten und hinter uns bildete sich eine riesige Kolonne an anderen Booten mit Touristen. Das hatte es uns dann leider unmöglich gemacht, der Zeremonie zu entkommen und so waren wir gezwungen uns das Ganze eine halbe Stunde lang anzugucken. Es wurde gesungen und mit Kerzen hantiert. Da die Boote eng beieinander standen, kamen Verkäufer von Boot zu Boot gesprungen, um einem allerlei Mist anzudrehen. Es gab sogar Boote, die bestückt mit dem Schrott waren und während der Fahrt auf dem Fluss "andockten" um Ihren Mist zu verkaufen...

Zeremonie vom Boot aus gesehen

2. Tag: Tempelbesichtigungen, Altstadt, Seidenfabriken
Nach dem Ausschlafen bis Mittags, haben wir unsere eigentliche Besichtigungstour gestartet. Zuerst ging es zum Durga Mandir Tempel, dann zu einem weiteren Tempel und zum Sankat Mochan Hanuman Tempel, in dem Horden von Affen herumliefen. Fotografieren war verboten, auch wenn das einige Touristen natürlich wieder wenig interessiert hatte. Danach ging es zum Mittagessen in ein gutes Restaurant mit südindischer Küche (200 Rs, ca. 3€). Als letztes wollten wir den Vishwanath Tempel (Golden Temple) in der Altstadt (Old City) auskundschaften. Die Altstadt besteht aus einem Gewirr enger Straßen mit kleinen Geschäften, eng aneinander gedrängt, aber von einer für Indien ungewöhnlichen Stille umgeben. Die Schlange zum Tempel selbst war allerdings bei weitem zu lang und so haben wir die Altstadt ausgekundschaftet. Zufällig sind wir auf das Blue Lassi, erwähnt im Reiseführer Lonely Planet, gestoßen. Dort werden angeblich die besten Milchshakes der Stadt verkauft - da ist mit natürlich als Veganer mit Lactoseintoleranz das Herz aufgegangen...Jedenfalls ist der Laden relativ klein, aber voll von Touristen und die Wände sind bespickt mit Bildern von ebendiesen. Kurz vorm Verlassen der Altstadt, sind wir noch auf die ebenfalls im Lonely Planet erwähnte Seidenfabrik gestoßen. Natürlich hatte der Besitzer nur die beste Ware, die besten Preise und die anderen wollen einen natürlich nur reinlegen - klar...viel eher, wollen einen einfach ausnahmslos alle reinlegen.
Zurück ging es dann zu Fuß über die Ghats, die direkt neben der Seidenfabrik lagen - und zwar direkt am Manikarnika Ghat, wo die Verbrennungen stattfinden.

Verschmutzung des Ganges und Kuhkadaver

Wieder am Hotel angekommen, sind wir dann Abends noch mal über die Ghats gelaufen und auf einen lustigen Gefährten gestoßen, der mich fragte, ob ich eine Helikoptertour ("Helicopter, Sir?") machen wollte. Allerdings stellte sich heraus, dass sein angeblicher Helikopter keine Rotoren hatte ("Helicopter, no fan"). Aber eine Unterwassertour wollte er mir damit unbedingt andrehen. Aus der ist am Ende nichts geworden, dafür aber ein nettes und lustiges Gespräch inklusive Bild:

Unterwasserhelikopterohnerotorentourguide

3. Tag: Ein letzter Abstecher zu den Ghats, vom Hostelbesitzer beschissen werden, Heimfahrt mit Hindernissen
Nachdem wir am vorherigen Tag die Bustour für 13 Uhr, diesmal mit einem privaten Bus, gebucht haben, sind wir schon früh um 5:30 Uhr aufgestanden. Ziel war es, den Sonnenaufgang mitzuerleben. Außerdem wollte Matthias, einer der Austauschstudenten, ein Bad im Ganges nehmen. Da nicht allzu viel Zeit blieb, weil wir bis 10 Uhr auschecken mussten, gingen wir wieder zurück zum Hostel und haben unsere Sachen gepackt. Bei Ankunft am Hostel offenbarte der Besitzer unserem indischen Freund Vinay schon (auf Hindi), dass wir nachbezahlen müssen, weil wir ja am Samstag Morgen schon um 5 Uhr morgens gekommen sind. Allerdings hatten wir, als wir ankamen am Samstag schon für die ganze Zeit (also zwei Nächte) im Voraus bezahlt. Zu dieser Zeit war keine Rede von Bezahlen wegen zu früher Ankunft. Die Zeit zum Auschecken (10 Uhr) war auch noch nicht überschritten. Wir hatten in den vergangenen Tagen jegliche Angebote des Hostelbesitzers seine Seidenfabrik zu besuchen, von Ihm bestellte Taxis zu nutzen oder im hosteleigenen Restaurant zu essen abgelehnt. Da er uns also auf diese Art und Weise nicht bescheißen konnte, wollte er es mit dem Nachbezahlen versuchen. Nach einigen Minuten nerviger Diskussion sind wir dann einfach gegangen - uns konnte er nicht über den Tisch ziehen, Unseren indischen Mitstudenten hat er allerdings überzeugen können. Der hat nämlich bezahlt und war komplett überzeugt davon, dass vielmehr wir den Hostelbesitzer über den Tisch gezogen haben und nicht umgekehrt...Beim Essen vor der Abreise dann, hatte er ein so schlechtes Gewissen bekommen, dass er das Geld für uns auch noch aus der eigenen Tasche bezahlen und nochmal zurück zum Hostel fahren wollte. Da wir Ihn natürlich nicht das Geld für uns bezahlen lassen konnten, haben wir dann im Endeffekt doch noch alle nachbezahlt...dann ging es im Regen weiter zum Abfahrtspunkt des privaten Busses. Dort war allerdings keine Spur von dem Bus zu sehen. Nach langem Telefonieren mit der Buchungsagentur, die uns nicht verraten wollte wo sie sich befindet, stellte sich heraus, dass der Bus kaputt war und die Fahrt nicht stattfinden würde. Es war mittlerweile schon 14 Uhr und die anderen Busse sind alle nur morgens gefahren. Also ging es weiter zum Bahnhof. Dort konnten wir dann Tickets im General Compartment bekommen. So werden die schlechtesten aber auch billigsten Waggons in den Zügen genannt. Da es keine Direktverbindung gab, mussten wir über Allahabad fahren (60 Rs, ca. 1€). Normalerweise sind die Waggons dieser Klasse total überfüllt und man steht dicht gedrängt aneinander. Viele sitzen sogar auf der Gepäckablage (u.a. ich für einen Moment der Reise). Wir hatten allerdings Glück und es war nicht allzu voll. Aussteigen lässt man die Leute allerdings nicht, bevor man in den Zug einsteigt. Man springt, während der Zug noch am Bremsen ist, in die Waggons rein - die Türen sind meist die ganze Fahrt über offen. Dummerweise sind wir dann eine Haltestelle zu früh ausgestiegen, obwohl wir sogar bei einem Inder nachgefragt hatten, ob wir in Allahabad sind...also mussten wir die Strecke mit dem Tuk Tuk fahren. Angekommen in Allahabad ging es dann nach einer Stunde Wartezeit und kurzem Snack im Bahnhof weiter mit dem Zug, ebenfalls im General Compartment, nach Kanpur (95 Rs, etwas mehr als 1€). Anstatt um ca. 19 Uhr mit dem Bus anzukommen, war es dann bereits 23:30 Uhr und um ca. 1 Uhr nachts waren wir zurück am Campus, wo wir noch einen kurzen Mitternachtssnack in der Kantine gegessen haben und dann unseren Ausflug offiziell beendeten.


 Boote am Ganges und viel Plastik

 Ufer des Ganges

"Schwimmende Händler" 

Boot im Sonnenaufgang auf dem Ganges 


Hundewelpen, beeindruckt vom Sonnenaufgang?!

Mittwoch, 14. Januar 2015

Ausflug nach Lucknow

Nachträglich möchte ich an dieser Stelle noch von meinem Ausflug nach Lucknow am 03.01.2015 berichten. In Lucknow war ich zwar schon am Tag meiner Ankunft (Zielflughafen), allerdings ist der Flughafen nicht direkt in der Stadt. Zusammen mit drei weiteren Austauschstudenten und einem indischen Mitstudenten bin ich früh morgens in einem Großraum-Taxi aufgebrochen. Das Taxi selbst war sogar an deutschen Standards gemessen äußerst gut. 11 Rs pro Kilometer wurden berechnet - nicht unbedingt der günstigste Preis, aber dafür hatten wir einen Chauffeur für den ganzen Tag. Die Fahrtzeit belief sich auf ca. 2 Stunden. Erster Halt war das historische Monument Bara Imbara. Ich bin eigentlich weder ein großer Fan von Architektur, noch mag ich Stadtbesichtigungen. Nach dem Tag weiß ich auch wieder wieso...

...denn Eintritt für das Monument als Ausländer: 500 Rs = 7€ (im Vergleich dazu für Inder: 50 Rs = 70 cent). Das ist ungefähr der Eintrittspreis, den man auch für das Taj Mahal bezahlt und dafür kann ich fast 10 Mal essen gehen in der Kantine. Gut, nachdem ich diesen ersten Schock überwunden hatte, ging es durch den Eingang zum Park vor dem Monument. Dort mussten nochmal  25 Rs für jede Kamera und etwas mehr für Videokameras bezahlt werden. Vorm Eingang des Gebäudes mussten die Schuhe ausgezogen werden. Aufbewahrung der Schuhe 10 Rs Dann ging es weiter in das Gebäude selbst. Schon war der erste nervige Guide zur Stelle. Nach erfolgreichem Abwimmeln stellte sich allerdings heraus, dass ohne Guide die interessanten Teile des Gebäudes nicht betreten werden durften - na klar. Also, wieder 50 Rs pro Person. Der hat natürlich nur Hindi gesprochen...Von der eigentlichen Geschichte des Monuments habe ich also im Endeffekt genau so viel verstanden, wie mich auch interessiert hat. Der obere Teil des Gebäudes ist ein Labyrinth aus Gängen. Vom Dach hatte man dann eine sehr schöne Aussicht. Vom Hauptgebäude selbst habe ich interessanterweise keine Bilder gemacht...

 Gebäude neben Bara Imbara Monument

Auf dem Dach vom Bara Imbara Monument

Da der Eintrittspreis auch für drei weitere Monumente (Shahi Hammam, Clock Tower Garden und das Bauwerk neben dem Bara Imbara) galt, ging es weiter zu diesen. Dort wurden wir wieder abgezockt von Guides, die wir gar nicht haben wollten. Die Masche ist, dass die Guides sich einfach neben einen Stellen und dann anfangen zu erzählen. Dann hat man kaum eine andere Wahl, als sie zu bezahlen, weil sie ja auch eine Leistung erbracht haben.
Zu Mittag haben die anderen in dem populärsten Dönerladen der Stadt gegessen. Wieso der allerdings populär ist, bleibt mir ein Rätsel. Der Laden befindet sich in irgendeiner schmalen Gasse und ist eine ziemliche Bruchbude. Zumindest soll es wohl gut geschmeckt haben und günstig war es auch. Meines Erachtens sah es nicht sehr hygienisch aus. Ich selbst habe an einer der Hauptstraßen Reis mit Aloo Dum bekommen.

Shahi Hammam

Danach ging es weiter zum letzten Bauwerk. Das war allerdings wirklich gewaltig: Ambedkar Park. Eine gigantische Fläche mit majestätischen Bauwerken und allerlei Statuen von Berühmtheiten...und Elefanten! Der Hintergrund dieses Monumentes, fertiggestellt 2008, ist allerdings alles andere als schön. Hier hat sich die ehemalige Ministerpräsidentin des Staates Uttar Pradesh ihr eigenes Denkmal gesetzt. Die gigantischen Elefantenstatuen sind nämlich das Logo Ihrer Partei. In der Mitte, umringt von großen Persönlichkeiten, steht Ihre eigene Statue! Die Kosten für den Bau betrugen 100 Mio. Euro. Die wären wohl besser in Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesen gesteckt worden...

Damit ging jedenfalls der Tag zu Ende. Für das Taxi hat am Ende jeder von uns 500 Rs bezahlt. Gelohnt hat sich der Ausflug eigentlich nur, weil ich mit einer netten und lustigen Truppe unterwegs war. Nochmal müsste ich nicht mehr hin.

Im Ambedkar Park 

Großer Teil des Ambedkar Parks bei Nacht


Elefantenstatuen im Ambedkar Park



Donnerstag, 8. Januar 2015

Ankunft in der neuen Heimat

Ankunft
Meine Reise nach Indien startete am 25.12.2014 am Flughafen in Frankfurt. Von dort aus ging es vorerst nach Delhi. Ankunft dort war um ca. 9 Uhr. Aufgrund von starkem Nebel im ganzen Staat Uttar Pradesh, wurde dann mein Flug zum Zielflughafen Lucknow (Hauptstadt von Uttar Pradesh) um 3 Std. verzögert. Bestimmte Zeitpunkte gibt es allerdings für Inder nicht. Vielmehr wird in Zeiträumen gedacht, sodass die 3 Std. kein allzu großes Problem für den Mitarbeiter der "International Relations" dargestellt hat. Wer sich über das Chaos auf italienischen Straßen schon aufregt, der sollte in Indien die Finger vom Steuer lassen. Es gibt praktisch keine Regeln mit einer Ausnahme: Links fahren ist ganz sinnvoll. Die Schlaglöcher, die wir in Deutschland teilweise gewöhnt sind, erscheinen geradezu lächerlich im Vergleich zum Zustand der Straßen auf dem Weg von Lucknow Flughafen nach Kanpur. Nach ca. 2 Std. war der Campus erreicht. Es war schon dunkel, ähnlich kalt wie in Deutschland (ca. 5°C) und ich habe mein Zimmer im VHE (Visitor Hostel Extension) mit einem weiteren deutschen Austauschstudenten bezogen.

Unterkunft und Organisation
Ich denke was meine Unterkunft so angeht, lasse ich einfach die Bilder für mich sprechen. Diese sind allerdings im zweiten Hostelraum erstanden, in den ich am Ende meiner ersten Woche am IITK gewechselt bin. Im Gegensatz zum vorherigen Raum ist dieser zuvor gesäubert worden.
Doppelzimmer mit Klimaanlage liegen bei 155€ im Monat, Doppelzimmer ohne bei 60€. Warmes Wasser gibt es nur eimerweise aus dem Wasserhahn nach ca. 5 Min. Wartezeit.
Selbstverständlich wurden die "reichen" Austauschstudenten bei Temperaturen von 5°C in die Zimmer mit Klimaanlage gebracht - nur das Beste für uns. Wie man sich da vorstellen kann, lief die Klimaanlage natürlich kein einziges Mal.
Abgesehen von der Unterkunft gab es dann noch die ganzen Organisatorischen Sachen bzgl. der Kurse zu regeln. Zu erfahren was alles an Formularen ausgefüllt werden musste usw. war schon die erste Hürde. Danach ging es von Büro zu Büro, um alle Unterschriften abzuholen, den Studentenausweis abzuholen, sich für die Vorlesungen zu registrieren, ein Mail-Konto zu bekommen und die Verwaltungsgebühr zu bezahlen. Vor allen Dingen weil die Inder doch sehr lange Pausen haben und meist nicht im Büro anzutreffen sind bzw. teilweise Professoren erst eine Woche nach Beginn der Vorlesungen wieder auftauchten. Jedenfalls wird auf das Ausfüllen der Formulare sehr viel Wert gelegt. Da wundert man sich schon, wenn die zuständigen Personen bei Abgabe der Formalien den Zettel zum ersten Mal in Ihrem Leben sehen und nicht wissen, was damit anzufangen ist...


 Hostelzimmer mit zwei Betten

Waschbecken am Eingang zum Duschraum 

 WC

Dusche

Essen
Der Campus hat 11(?) sogenannte "Halls". In diesen Halls leben die Studenten und dort gibt es jeweils eine Mensa und eine Kantine. Die Mensa hat jeden Tag bestimmte vorgegebene Mahlzeiten. Die Kantine hingegen hat ein bestimmtes Menü, aus dem man auswählen kann. Lesbar zwar, da in lateinischen Buchstaben, aber nicht verständlich, da die Gerichte mit ihrem indischen Namen aufgelistet sind. Mithilfe einiger indischer Mitstudenten konnte ich einige vegane Gerichte finden. Die Auswahl ist nicht allzu groß, aber zum Überleben dürfte reicht es. Einige Kantinen sind besser als andere, so dass ich für mich die Kantine in Halle 4 gefunden habe, die auch relativ zentral auf dem Campus liegt. Pro Essen kann man mit max. 60 Rupien rechnen: Also etwas weniger als 1€. Der Geschmack ist OK und definitiv nicht schlechter als das Essen in der Mensa der TU Darmstadt...
Besonders hervorzuheben ist noch das Wasser: Gefiltertes Wasser ist umsonst. Sobald Essen bestellt wurde, bekommt man einen Becher und kann sich so viel Wasser nachschenken, wie man möchte. Dabei darf man nicht vergessen, dass in vielen Teilen Indiens sauberes Trinkwasser ein rares Gut ist. In Deutschland werden die Toiletten mit Trinkwasser gespült, aber unter 1,50€ für ein Glas Wasser kommt man auch in der Kantine nicht weg...

Vorlesungen
Die Vorlesungen hier am IITK unterscheiden sich von denen an der TU Darmstadt in der Hinsicht, dass hier doch sehr viel weniger Studenten in einer Vorlesung zusammensitzen. Ansonsten ist der Ablauf relativ ähnlich. Oft werden allerdings Mitarbeit und Präsentationen gefordert. Das ist an der TUD, zumindest im Informatikbereich, doch eher selten bis gar nicht anzutreffen. Leider war der vorhandene Semesterplan auf der Homepage des IITK veraltet und im Endeffekt wird dieses Semester nur eine der von mir geplanten Vorlesungen angeboten. Neben zwei Vorlesungen aus dem Informatikbereich (Compiler Design und Mobile Computing), habe ich mich dann dazu entschieden eine Vorlesung aus dem Elektrotechnikbereich (Neural Networks) und eine aus dem Soziologiebereich zu nehmen (Indian Society and Culture). Außerdem wird die Tage ein Hindikurs starten, auf den ich besonders viel Wert legen möchte.

Fazit 1. - 2. Woche
Nachdem nun alle organisatorischen Dinge geregelt sind, kann ich mich so langsam auf das Studieren konzentrieren. Es gab schon viele nette und hilfsbereite Mitstudenten kennen zu lernen und täglich trifft man sich zum Abendessen. Viele Austauschstudenten gibt es nicht. Die meisten Austauschstudenten aus Europa kommen aus Frankreich, deutsche gibt es insgesamt vier.
Mückenstiche konnte ich größtenteils vermeiden mit Hilfe des Moskitonetzes für die Nacht. Außer dem Moskitonetz und dem Tragen langer Kleidung ist nicht viel mehr zu machen. Bilder habe ich bis jetzt praktisch noch keine gemacht. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, die Leute in der Stadt zu fotografieren. In gewisser Hinsicht sind es Schuldgefühle, die mich vom Fotografieren abhalten. Denn ich weiß genau, dass ich auf Kosten der Menschen hier in Indien und auch in allen anderen armen Ländern lebe. Ich trage diese Mitschuld an deren Leben in Armut. Und die Menschen hier, wissen das auch. Dann, auf der anderen Seite, gibt es die Menschen hier, die zur gehobenen Mittelklasse gehören und die selbst die Digitalkamera oder das Smartphone auspacken, um Fotos von mir zu machen. In Gebieten, wo sich kaum ein Tourist hin verirrt, sind Weiße eine kleine Attraktion. Teilweise kommt man sich, den Blicken nach zu urteilen, nicht so vor als käme man aus einem anderen Land, sondern viel eher von einem anderen Planeten.
Zu den Verhältnissen bzw. Gegensätzen in Indien noch allgemein: Sobald man den Campus verlässt, erscheint es einem fast so, als ob man eine andere Welt betritt. Zusätzlich zu dem Plastikmüll, der sowieso schon überall herumliegt, dem Dreck, der Hektik und der Menschenmenge, gibt es regelrechte Müllkippen überall am Straßenrand. Kühe, Hunde, Wildschweine und Büffel nehmen aktiv am Straßenverkehr teil (und ernähren sich vom Müll). Durch die Straßen kommt man auch nicht, ohne dass einen zahlreiche bettelnde Kinder verfolgen. Trotzdem erscheint es mir nach zwei Wochen schon sehr "normal". Man gewöhnt sich erschreckend schnell an solche Dinge...