Freitag, 8. Mai 2015

Lonely Benny - nicht ganz so lonely wie gedacht

Die letzten Tage auf dem Campus
Eine ganze Weile ist verstrichen seit meinem letzten Eintrag. Grund dafür ist vor allen Dingen der Stress gegen Ende des Semesters am IIT Kanpur. Viel organisatorisches musste neben dem Lernen für die Klausuren geregelt werden. Hat mich allerdings kein Stück gewundert wie schlecht alles organisiert ist, obwohl seit Jahren ein Austausch von Studenten stattfindet. Mein "Residental Permit", das ich angeblich benötige um Indien verlassen zu können am Flughafen, hat die Uni bis zum Ende nicht organisieren können. Jetzt, wo ich auf Reisen bin, hat es dann endlich geklappt. Nun liegt meine ganze Hoffnung in den Händen eines Mitstudenten, der ggf. im Zeitraum meines Abflugs in Delhi ist - ich bin gespannt, aber glaube nicht an einen Erfolg dieses Unternehmens. Wie auch immer, die Endklausuren sind grottenschlecht gelaufen (für alle Studenten - scheint normal zu sein und erinnert an Klausuren an der TU Darmstadt), dennoch sind die Hoffnungen der Mitstudenten groß. Ich sehe also trotzdem optimistisch in die Zukunft was meine Noten der Vorlesungen betrifft.

Mein Morgen vor der Abreise beginnt mit der Erkenntnis, dass es im Cafe Coffee Day (auf dem Campusgelände), dem indischen Pendant zu Starbucks (mit dem Unterschied, dass CCD steuern bezahlt), Vegan Shakes für 41 Rs gibt…und einem Erdbeben, das ich nicht mal gemerkt habe. Und sonst höchstwahrscheinlich auch niemand, aber die Aufregung war groß. Auf dem Campus passiert normalerweise absolut gar nichts und da wird alles aufgegriffen und zu einer Sensation gemacht. Nach Verabschiedung meiner Freunde und einem unglaublich guten Vegan Shake (bzw. zwei Vegan Shakes…) ging es dann mit dem Taxi los zum Terminal 2 in Lucknow. Von dort aus ging mein Flug nach Delhi. Dort angekommen habe ich die Airport Metro genommen, um die Nacht in dem Hostel zu verbringen, in dem ich schon meine vorherige Delhi-Reise verbracht habe. Am Morgen bin ich dann um 6:30 Uhr raus, um meinen Flug nach Bagdogra zu erwischen. Als erste Aktion habe ich dann gleich mal ein Stück Wand mitsamt dem Panzertape herausgerissen, welches ich zum Befestigen meines Moskitonetzes benutzt hatte. Das Zeug macht seinem Namen alle Ehre, ein Panzer hätte es nicht besser hinbekommen. In leichter Panik habe ich dann das weiße, vom Hostel bereitgestellte Handtuch benutzt, um die Reste von Panzertape von der Wand zu bekommen. Die Wand sah danach etwas besser aus, das Handtuch allerdings nicht…Gut, beim nächsten Aufenthalt in Delhi probiere ich vielleicht besser mal ein neues Hostel aus…

Beim Auschecken aus dem Hostel wurde mir natürlich ein Taxi angeboten. Die Mitarbeiter rufen selbstverständlich gerne Eins, aber umsonst ist das nicht. Der Taxifahrer verlangt in dem Fall einen satten Aufpreis, der in die Tasche des Hostelbesitzers geht – glasklare Verarsche. Und unnötig obendrein, da einen die Airport Metro schneller und günstiger an den Flughafen bringt, als jedes Taxi es könnte. Dieser Morgen war der Morgen nach dem Erdbeben in Nepal und der Gedanke in eine Region ganz in der Nähe zu fliegen erschien mir nicht sehr intelligent…drum habe ich mich für den Flug entschieden ( :-) !!!) und mit indischer Pünktlichkeit (eine Stunde Verspätung) ging es los nach Bagdogra.

Jain-Essen im Flugzeug -> Vegan (zufällig, denn Jains trinken wohl Milch)

Ankunft Darjeeling (26.04.2015)
Am Sonntag bin ich dann mittels shared Taxi in Darjeeling angekommen. Andy's Guesthouse (sehr zu empfehlen) war einfach zu finden. Definitiv eines der besten Zimmer, das ich in Indien bis jetzt hatte. Warmes Wasser gab es Abends. Allerdings hatte ich Pech mit dem Wetter. Jeden Tag stundenlang Regen und Kälte. Glücklicherweise habe ich gleich am Tag meiner Ankunft einen netten Kanadier kennen gelernt, der gerade aus Sikkim zurückgekommen war und noch eine Woche in Darjeeling verbringen wollte - wie ich. Also haben wir uns zusammengetan und jeden Tag eine kleine Tour unternommen (falls es das Wetter zugelassen hat). Ich hatte befürchtet durch das Reisen ganz alleine ggf. zu unmotiviert zu sein, um großartig was auf eigene Faust zu unternehmen. Das Problem hatte sich durch Bill erledigt :).

Verwackeltes Bild vom Toy Train aus dem Taxi heraus

Zimmer in Andy's Guesthouse


Aussicht morgens von der Dachterasse von Andy's Guesthouse


Erdbeben und andere Aktivitäten in Darjeeling
Gleich am zweiten Tag Abends gegen 22 Uhr konnten wir einen kurzen aber heftigen Ruck spüren. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir nicht viel dabei gedacht, auch wenn ich schon vermutet hatte, dass das in Richtung Erdbeben ging. Wir hatten uns zur Vorsorge daher unsere Rucksäcke mit dem nötigsten gepackt, so dass wir im schlimmsten Fall damit aus dem Gästehaus rennen und einigermaßen überleben konnten. Am Dienstag dann (28.04.) gegen 18 Uhr Abends habe ich mein heftigstes und hoffentlich auch letztes Erdbeben erlebt. Das Epizentrum war knapp 35 Km entfernt in Mirik und wurde mit 5,1 auf der Richterskala bemessen. Das Ganze ging relativ schnell und ich hab mich dann dennoch dazu entschieden mein Zeug zu greifen und aus dem Haus zu rennen. Bevor ich die Ausgangstür allerdings erreichen konnte, war es schon vorbei. Im Endeffekt war das Erdbeben wohl nicht länger als 15-20 Sekunden. Allerdings lange genug, um alle Leute auf die Straße zu holen für den Rest des Tages, da die Angst vor Nachbeben zu groß war. Wer die Möglichkeit hatte, ist umgezogen in einstöckige (Holz-)Häuser. Die Angst um Existenz und Leben saß tief in den Leute. Vor allen Dingen, weil erst Tage zuvor das große Erdbeben Nepal verwüstet hatte. Das Erdbeben sollte allerdings das letzte gewesen sein für meine Zeit ins Darjeeling.

Tibetanische Gebetsmühlen

Meine sonstigen Aktivitäten in Darjeeling umfassten unter anderem eine Wanderung zum Tiger Hill (22 Km hin und zurück) im strömenden Regen, Gewitter und teils Hagel. Gut, dass ich komplett wasserdichte Kleidung dabei habe...mit Ausnahme der Schuhe. Als der Hagel und das Gewitter begannen auf dem Weg, sind wir wenige Minuten zuvor an einem Taxi vorbeigelaufen. Da wir beide nicht allzu motiviert waren in dem Regen weiterzugehen, sind wir umgedreht, haben das Taxi aber nicht mehr gefunden. Nun muss man wissen, dass eine Serpentinenstraße den Weg zum Tiger Hill hochführt...Schade, dass wir nicht eine Kurve weiter zurückgegangen sind. Dort sollten wir dann auf dem Rückweg wieder auf das Taxi stoßen...jedenfalls sind wir dann also weiter Richtung Tiger Hill. Sichtweite war knappe 15 Meter. Dennoch, eine interessante Tour und besser als im Gästehaus zu hocken.

Auf dem Weg zu Tiger Hill

Eine weitere nette und relativ kurze Tour hat uns nach Kurseong geführt. Für 70 Rs sind wir 2 1/2 h bergab in diesen kleinen Ort gefahren um den Makaibari Tea Estate zu besuchen. Eine Tour für 20 Rs hat uns die Teeproduktion gezeigt und anschließend gab es noch eine kleine Kostprobe - lecker :-). Schade, dass wir das eigentliche Teepflücken nicht gesehen haben. Zurück ging es dann wieder für 70 Rs. Der Toy Train, eine Art Miniatur-Dampflokomotive ist leider zu spät erst losgefahren, wäre sicher eine nette Fahrt geworden.

So macht man also Tee :)
Zoo...

Ansonsten war ich noch im Zoo. Allerdings nicht des Zoos wegen, sondern wegen des Everest Museums im Zoo selbst. Leider ist alles sehr schlecht organisiert und die Geschichte der Besteigungen wird nur dürftig und recht unverständlich erklärt - das hätte man besser machen können. Der Zoo selbst hat mich dann auch eher traurig gestimmt. Das Video zeigt das bedauerliche Leben der Zoobewohner und deren Verhaltensstörungen. Tiere gehören weder in den Zoo, noch in den Zirkus oder auf den Teller. Tiere mit Respekt zu behandeln wäre ein erster Schritt in Richtung einem friedlichem Zusammenleben zwischen den Menschen selbst. Jedenfalls Top Choice, wie Lonely Planet es nennt, ist es definitiv nicht.
Ansonsten ist definitiv noch Tom & Jerrys als super Restaurant zu nennen. Das Essen dort war exzellent und nicht unnötig scharf gewürzt, wie es sonst überall in Indien der Fall ist.

Haus mit blauem Dach

Haus ohne Dach

Darjeeling != Indien
Aufgefallen ist mir auch die Freundlichkeit der Leute in Darjeeling. Man hat gespürt, dass man nicht mehr wirklich in Indien ist. Das "Geglotze" war verschwunden, Leute haben einen wirklich angelächelt aus Freundlichkeit und nicht auf die ironische und offensichtlich verlogene Art und Weise in vielen den anderen Orten, die ich besucht habe und in denen man als Tourist lediglich als leicht zu betrügendes Opfer gilt. Ich will keinesfalls behaupten, dass Allgemein alle Inder so sind - das wäre natürlich Schwachsinn, denn ich habe viele indische Freunde gewonnen, die mir unglaublich weitergeholfen haben und sich anständig verhalten haben. Aber man hat deutlich gespürt, dass die Leute in dieser Gegend ganz anders ticken. Der Unterschied war besonders groß, wenn man in Darjeeling auf indische Touristen gestoßen ist, die ungefragt und auf dreiste Art und Weise Fotos und Videos von einem machen und dann, wenn man sich beschwert, nur lächelnd abwinken - ekelhaft.

Auf nach Guwahati...?
Jedenfalls, am Tag bevor der Kanadier (Bill) dann aufbrechen wollte nach Rishikesh und wir gerade in der Nähe vom Bahnhof waren, habe ich mir überlegt; Will ich nach Guwahati, wo mich endloser Regen und unzählige Stechmücken erwarten? - Eher nicht. Also bin ich innerhalb meiner spontanen 5 Minuten zum Bahnhof, habe Tickets nach Delhi und von Delhi nach Haridwar gekauft und mein Ticket nach Guwahati gecancelt. Mein Flug von Guwahati nach Delhi war mir egal. Tickets gab es nur noch als Reisender mit Touristenvisum - gut, dass er nur meinen Reisepass, das Visum selbst nicht gecheckt hat. Am nächsten Tag bin ich dann also zusammen mit Bill auf meine 22h-Reise im (ungewollt, aber im Endeffekt gut gewesen) AC3 Abteil (Klimaanlage) nach Delhi aufgebrochen. Die 6h Warten auf den Zug vergingen wie im Flug, da wir zu Zweit unterwegs waren. Im Zug gab es alle 2-3h zu Essen (nicht gut, aber sättigend) und die Klimaanlage hat einen ruhig schlafen lassen. Wir haben allerdings in getrennten Abteilen gesessen. Am Vortag hatte ich mir zum Glück den Hobbit als Buch gekauft, also hatte ich genug Lesestoff. In Delhi früh morgens angekommen hatten wir einen Aufenthalt bis Abends um 23 Uhr. Den haben wir ganz in der Nähe vom Bahnhof im Ruf Top Restaurant verbracht. Zwischenzeitlich haben wir kurz zwei meiner Mitstudenten (ebenfalls von der TU Darmstadt) besucht, die kurz vor Ihrem Rückflug noch einige Tage in Delhi verbrachten. Am Abend dann ging es los nach Haridwar. Nach knapp 5h im Zug ging es dann früh morgens im Bus (1h) nach Rishikesh - wo der letzte Abschnitt meiner Reise in Indien beginnt...

Bahnhof New Jalpaiguri

Blick auf die Straßen Neu Delhis von "Ruf Top Restaurant"


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